Ist die Börse ein Casino?

Der Markt alias Mr. Market ist manisch-depressiv. So hat Benjamin Graham das Alter Ego der Börse schon vor langer Zeit beschrieben. Heute stimmt diese Beschreibung besser denn je. Die Börse spielt verrückt. Mal ist die Kursanzeigentafel komplett in Rot gehüllt, nur um am nächsten Tag wieder in saftigem Grün zu erstrahlen. Die einen sehen die Mutter aller Crashs auf uns zukommen, die anderen sehen bereits den nächsten Bullenmarkt um die Ecke schlendern.

Kurz gesagt, die Börse ist ein Casino.

Auf den ersten Blick mag es einem so vorkommen. Nur ist das wie immer, eine Momentaufnahme. Natürlich geht es aktuell auf der ganzen Welt drunter und drüber. Da haben wir zum einen die Zuliefererketten, welche teilweise unterbrochen sind, den Krieg in der Ukraine, die erhöhten Spannung zwischen den USA und China, die Nachwehen von COVID, die auf historische Hochs gestiegene Inflation und die bevorstehende Rezession, welche angeblich keine sein soll. Nur um einige Gründe zu nennen…

Nun stellen sich viele die Frage, wie man sich denn nun als Anleger verhalten bzw. was man nun tun sollte?

Ich weiss zwar nicht was «man» tun sollte, aber ich weiss was ich tun werde. Was meine Strategie angeht, kaufe ich weiterhin situativ zu, so wie ich das immer tue. Mal mehr, mal weniger. Klar, kann das ganz schön rumpeln im Depot, aber wer die Volatilität nicht aushalten bzw. wer bei sinkenden Kursen nicht mehr schlafen kann, sollte sich grundlegend die Frage stellen, ob er an der Börse investieren möchte. Man tut sich evtl. keinen Gefallen, wenn die Gesundheit darunter leidet. Wie Charlie Munger und Warren Buffett es vereinfacht ausdrücken, ist Volatilität kein Risiko, sondern normales Marktgeschehen. Das wahre Risiko besteht darin, dass die Firmen bankrottgehen können und man seine Investition verliert, also effektiven Kapitalverlust.

Darum gilt es grundsätzlich nicht in Firmen zu investieren, welche zu hohe Schulden haben. Ausser die Schulden sind das Geschäftsmodell, was das z.B. bei Finanzinstituten oder auch Immobilienfirmen der Fall sein kann. Bei Firmen mit sehr hohen Schulden kann es passieren, dass die Last zu gross wird, die Firmen deswegen förmlich erdrückt werden und pleitegehen.

Kommen wir nun zurück zur Frage, was man tun sollte. Längerfristig wird die Börse wieder steigen. Egal, ob nun noch der Supergau in Form eines Crashs kommt oder schon der nächste Bullenmarkt beginnt. Wissen tut es sowieso niemand mit Sicherheit.

Was man aus meiner Sicht nicht tun sollte, ist in Panik zu verfallen und alles zu verkaufen. Denn wer die Aktien nicht hält, wenn es runter geht, der hält sie auch nicht, wenn es wieder rauf geht. Zudem gibt es eine allzu oft unterschätze Tätigkeit in Bezug auf Aktien, das Halten. Man muss nicht immer kaufen oder verkaufen, man kann Aktien auch einfach halten und sich dafür in Form von Dividenden bezahlen lassen und Freude am passiven Einkommen haben.

Auf Kurze Sicht mag die Börse ein Casino sein, aber auf lange Sicht ist die Börse das einzige Werkzeug, welches es dem kleinen Bürger möglich macht, an der wirtschaftlichen Entwicklung teilzuhaben.

Reduziere deine Fixkosten und denke langfristig

Wichtig beim Investieren in Aktien ist, dass du das investierte Geld für mehrere Jahre, besser Jahrzehnte, nicht benötigst. Darum ist es so wichtig, eine eiserne Reserve auf der hohen Kante zu haben. Ich für meinen Teil halte immer genug Cash, um mindestens 3 Monate ohne Einschränkungen überleben zu können. Das ist aus meiner Sicht eher an der unteren Grenze, aber in der Schweiz sind die Sozialeinrichtungen relativ gut aufgestellt, so dass ich mir diesbezüglich keine allzu grossen Sorgen mache. Je nachdem wo du lebst, kann es aber sinnvoll sein, einen grösseren Betrag als eiserne Reserve zu haben, denn es können immer unerwartete Kosten auftauchen. Du solltest als Anleger in der Lage sein, solche Kosten zu decken, ohne dein Depot zu plündern. Der Grund hierfür ist der Zinseszins, welcher wenn immer möglich, nicht bei der Arbeit gestört werden soll.

Bevor du mit dem Investieren beginnen kannst, brauchst du Kapital. Am einfachsten lässt sich dieses bei deinen Fixkosten einsparen. Deine Fixkosten sind wiederkehrend, darum kannst du bei deren Reduktion auch wiederkehrend sparen. Ich persönlich bin nicht frugal, sondern lebe mein Leben auf dem Niveau, welches mir gefällt, aber ich achte darauf, dass dieses Niveau nicht noch weiter ansteigt. Natürlich könnte ich meine Fixkosten weiter senken, indem ich z.B. mein Auto verkaufe, aber das möchte ich gar nicht. Ebenso möchte ich auch nicht auf meinen Urlaub verzichten. Es muss am Ende jeder oder jede für sich selbst entscheiden.

Ich für meinen Teil handhabe es so, dass ich seit der Erreichung des gewünschten Lebensstandards, jede zusätzliche Gehaltserhöhung oder Sonderzahlung meines Arbeitgebers zu einem Drittel für die Steuern und zu zwei Dritteln für meine Investitionen aufteile. Für mein tägliches Leben gebe ich somit keinen zusätzlichen Cent aus. Auf diese Weise steigere ich mit der Zeit meinen Sparbetrag, ohne meine Fixkosten weiter zu erhöhen.

Du kannst ebenfalls an deinen variablen Kosten sparen, indem du nicht immer den neuesten Trends hinterherrennst, nicht immer das neueste Gadget und nicht immer die neuesten Kleider kaufst. Konzentriere dich auf dich selbst! Nur du musst mit dem zufrieden sein, mit dem was du hast.

Don’t try to keep up with the Joneses…

Oder wie es Richard David Precht formulierte: „Sie kaufen Dinge, die sie nicht brauchen, um Leute zu beeindrucken, die sie nicht mögen, mit Geld, das sie nicht haben.“

Breit gestreut, nie bereut

Wenn du keine Zeit oder noch kein Wissen für die Aktienanalyse hast, so setze nicht auf Einzelaktien, sondern kaufe ETFs. Mir ist aktuell kein einfacheres Werkzeug bekannt, welches solch tiefen Kosten, für die Partizipation an der wirtschaftlichen Entwicklung einer Branche, eines Landes oder sogar der Welt aufweist.

Du kannst mit sehr kleinem Kapitaleinsatz ein breit diversifiziertes Portfolio kaufen und von dessen Entwicklung inkl. Ausschüttungen der Dividenden profitieren. Einfacher geht es kaum!

Zudem hast du bei einem ETF, welcher einen Index abbildet, immer die Markperformance. Du kannst nicht besser, aber vor allem nicht schlechter abschneiden.

Wenn du mehr über ETFs erfahren möchtest, so schaue doch bei www.justetf.com vorbei, dort findest du viele nützliche Informationen rund um das Thema ETF. Gerade für Beginner sicherlich eine gute erste Anlaufstelle.